Into the Woods Teil 2

Die Reise in Fantasywelten ist eine meiner großen Leidenschaften und wird es vermutlich immer bleiben. Die echte Welt, unsere Erde, möchte ich dabei jedoch nicht aus den Augen verlieren und wie schon in Teil 1 dieser Serie geschieben und gezeigt, möchte ich immer wieder die Nerdkomfortzone verlassen und raus in die Wildnis der Wälder. Seit dem letzten Blogpost hierzu war ich bereits etliche Male unterwegs und es sammeln sich reichlich tolle Fotos. Hierzu werde ich nach und nach thematische Blogposts erstellen, die immer einen bestimmten Aspekt in den Fokus nehmen.

Zusammen mit einigen Bildern spreche ich in diesem Beitrag darüber, wie ich mein erstes Mini-Camp im Wald gestaltet habe, warum Waldbaden leider gar nicht so unproblematisch ist und warum ich Naturerlebnisse dennoch für immens wichtig halte.

Erste Bushcraft-Gehversuche: ein Mini-Camp

Bei meinen Wanderungen zuvor habe ich mich schlichtweg an einen schönen Ort gesetzt und die Umgebung auf mich wirken lassen (sowie mein mitgebrachtes Frühstück … 🙂 ). Nun habe ich mich erstmals ein wenig bemüht, so etwas wie einen Lagerplatz zu gestalten. Es ist sicher nicht viel (und ich wollte auch nicht lange dort bleiben), aber es ist eine kleine Abstellfläche für meine Brotzeitbox und Halterung für meine Thermokanne entstanden, Ablage für meine Füße und ein – ich nenne es mal – Totem für einen Traumfänger. Beim Bushcraften kommt es für mich auf Ideenreichtum an, mit wenig viel zu erreichen. Das Faszinierende ist, dass nach einer Weile Aufenthalt an einem mit einfachstem Mitteln eingerichteter Ort man schon eine Art Bindung dazu aufbaut.

Waldbaden – keine gute Idee?

Kurz erklärt bedeutet Waldbaden das sehr bewuste Wahrnehmen der Umgebung (Wald) mit allen Sinnen. Das reicht in das wichtige Feld Achtsamkeit hinein, und ist grundsätzlich eigentlich ein großartiges Bestreben. Diese Woche hatte ich die Möglichkeit, mich sowohl mit einem befreundeten Förster als auch kurz mit dem hiesigen Jäger auszutauschen. Aus Sicht der Jagd ist das Wandern durch den Wald leider ziemlich problematisch. Während man die Pflanzenwelt mit sorgsamer Vorgehensweise noch gut schonen kann, ist es für die Tiere jedoch eine ziemliche Stressquelle. Die Waldbesuche hätten seit der Pandemie ohnehin massiv zugenommen, was die Tiere im Wald in deutliche Unruhe versetzt hat. Zudem gibt es zum Beispiel Pflichtabschüsse zu absolvieren und gegebenfalls sogar Schadensersatzforderungen an Jäger*innen, wenn Schäden durch Wildtiere überhand nehmen, um nur einige Punkte zu nennen. Und jetzt? Wald ade?

Nein, das ist nicht notwendig. Beispielsweise können alle bestehenden Forststraßen unter konsequenter Anwendung des berühmt-berüchtigten gesunden Menschenverstandes genutzt werden. Das, so der Förster, kennen die Tiere und können gut einschätzen, dass hier keine Gefahr für sie droht. Allerdings gilt es auch hier, sich ruhig zu verhalten (das vergessen viele und ihr glaubt gar nicht, wie weit Geräusche im Wald zu hören sind …). Vielleicht muss es auch nicht jeden Tag und vor allem Nachts (!) sein. Und wie sieht es mit dem puren Querfeldein-Wildniserlebnis aus? Wälder zu betreten ist erlaubt (Ausnahmen bei erlassenem Wegegebot, Naturschutzgebiet, etc.), aber es ist in der Tat ein schwieriger Fall. Jagd und Bushcraft sind leider völlig gegenläufige Dinge und hier gilt es, einen wohl überlegten Kompromiss zu finden. Ich habe weitere gute Verhaltensregeln in Erfahrung gebracht:

  • Schleiche nicht durch den Wald! Geh ruhig aber normal durch den Wald. Warum? Was für uns Menschen leise ist, ist für die Tiere gut zu hören. Hier gilt: Der Freund kommt laut, der Feind leise. Soll heißen, dass die Tiere nicht ganz so in Panik geraten, frühzeitig aufmerksam werden und das Weite suchen können. Das ist lt. Förster ein normaler Fluchtreflex, der die Tiere nicht über die Maßen stresst. Auch beim Lagern / Lager einrichten bekommen die Tiere das früh mit und ziehen sich unbemerkt zurück.
  • Hinterlasse deinen Lagerplatz so, wie du ihn vorgefunden hast. Eigentlich eine Basisregel für alle Outdoor-Aktivitäten: nehmt euren Müll ausnahmslos wieder mit, auch alle Aufbauten, Gestaltungen müssen wieder verschwinden. Ich habe immer eine Mülltüte dabei, nicht nur für meinen Müll, sondern auch für den Müll, den ich so finde …
  • Nachts gehört der Wald den Tieren! Soll heißen nachts durch den Wald laufen geht eigentlich gar nicht. Der Jäger hat mir erzählt, dass er bei einer Ansitzjagd mal jemanden mit Stirnlampe im Schussfeld hatte. Das sind sicherlich exteme Zufälle, aber sehr gefährlich. Selbst wenn man ungesehen durch den Wald stapft, hat man den Jagenden die Jagd in diesem Gebiet gründlich verdorben.
  • Nicht dauerhaft querfeldein gehen, sondern nur punktuell. Ein Kompromiss wäre es, auf den Wanderwegen und Forststraßen in den Wald zu gelangen, und dann nur an einer Stelle mal den Weg ein wenig zu verlassen. Das hat dennoch alle bisher beschriebenen Auswirkungen, aber eben nur an dieser einen Stelle und nicht großflächig in einem größeren Gebiet.
  • Unterholz, Dickungen und dergleichen meiden! Hierhin zieht sich das Wild tagsüber zurück. Sich hier durchzudrücken ist ein no-go und scheucht die Tiere auf. Sie müssen ihren Tagesshelter verlassen, was zusätzlichen Stress bedeutet. Ein Reh kommt auch nicht plötzlich zu dir nach Hause, pflanzt sich auf die Couch und guckt Netflix. 🙂

Sicherlich, der Wald gehört nicht nur den Jäger*innen und der Jagd. Aber als Naturliebhaber*in sollte das Tierwohl durchaus hoch angesiedelt sein, und nicht dem Eigennutz und Egoismus (mir soll es besser gehen, ich will meine Persönlichkeit entwickeln, ich muss mich entspannen, usw. ) zum Opfer fallen. Wald ist kein Konsumgut. Wir sollten Wälder nicht kapitalismusgeprägt wie eine beliebig ersetzbare Sache sehen, sie verbrauchen und vergessen, sondern als überlebenswichtigen Bestandteil unserer Welt verinnerlichen. Der Wald war schon „immer“ da, der Wald und die Tiere können ohne uns leben, wir nicht ohne sie.

Und dennoch: Jede/r sollte unbedingt regelmäßig in die Natur gehen und sie erleben, spüren, atmen. Sie ist es, die den Planeten für uns bewohnbar macht. Schreitet die Entfremdung von Mensch und Natur noch weiter voran, ist vielen in der Folge nicht klar, was es überhaupt durch Nachhaltigkeit und Überdenken von Konsumverhalten sowie Ressourcenverbrauch zu schützen gilt.

Wie findet ihr mein erstes Bushcraft-Mini-Camp? Was denkt ihr über die Pros und Cons von Waldbaden? Sagt es mir gern in den Kommentaren! 🙂

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3 Gedanken zu “Into the Woods Teil 2

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