[Filmkritik] Avatar: The Way of Water

Nach dreizehn Jahren ist nun die Fortsetzung des großen Erfolges Avatar: Aufbruch nach Pandora (2009) erschienen. Regisseur James Cameron hatte damals visuell neue Maßstäbe gesetzt und damit den aktuell erfolgreichsten Film nach Einspielergebnissen produziert. Kann das Sequel nun an den Vorgänger anknüpfen oder sollten wir Pandora lieber den Rücken kehren? In diesem Blogpost möchte ich spoilerfrei meinen Eindruck von dem Film schildern – und was mein großes Problem mit der Avatar-Fortsetzung ist.

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Als Avatar: Aufbruch nach Pandora damals erschien, war ich restlos davon begeistert und bin sogar zweimal ins Kino gegangen, was ich eigentlich nie mache. Aber hier hatte alles für mich gestimmt: das unglaubliche 3D-Erlebnis, die atemberaubenden Bilder der Welt Pandora und die schön erzählte Story, auch wenn die in ihrem Grundgedanken nicht wirklich neu war. Um mich auf Teil 2 einzustimmen, habe ich mir nach langer Pandora-Abstinenz Teil 1 noch einmal angesehen. Ansehnlich finde ich den Film immer noch, inhaltlich empfinde ich einige Punkte jedoch kritischer, als früher. Aber insgesamt ist es immer noch für mich ein toller Film. Kann da nun Teil 2 anknüpfen? Leider nicht ganz …

 Bild: © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved

Die Länge sticht sofort ins Auge: 193 Minuten?! Das ist eine echte Ansage und löst ein leicht flaues Gefühl im Magen aus. Viel hilft nicht immer viel, aber ich wollte unvoreingenommen an die Sache rangehen. Tatsächlich ist es so, dass sich die guten drei Stunden nicht so lange angefühlt haben. Avatar: The Way of Water ist ein visuelles Meisterwerk und derart prächtig, dass es beständig dem Auge schmeichelt und über die beachtliche Filmlänge hilft. Letztendlich tragen die Szenen und Bilder der Pandora-Unterwasserwelt den Film, denn die Länge war letztendlich nicht mein Hauptproblem, sondern etwas anderes: die Story.

Es beginnt mit einem ausführlichen Was-in-der-Zwischenzeit-geschah-Block: Jack und Neytiri haben eine Familie gegründet, vier Kinder, die auch schon ein gewisses Alter erreicht haben, Jack geht das Projekt Familienvater mit spürbar militärischer Didaktik an, was auf seine Herkunft als Soldat erklärbar ist. So weit so gut. Dann aber sind die Menschen nach Pandora zurückgekehrt und besitzen wieder das Feingefühl einer Axt im Wald wie bei ihrem ersten Besuch. Etwas gelernt? Neuer Ansatz? Fehlanzeige. Wurde in Teil 1 wenigstens noch versucht, mit den Na’vi auch auf positive friedliche Art in Kontakt zu gelangen (und durchaus auch mit einem gewissen Erfolg!), ist davon in Teil 2 nichts übrig geblieben. Nein, es ist einfach nur das Militär, welches blind auf Pandora einschlägt – schon wieder. Hieraus resultiert auch die Wahl des Antagonisten für Teil 2, was für mich ein großer Fail ist. Das so zu gestalten finde ich äußerst einfallslos.

 Bild: © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved

Nicht nur beim Gegenspieler wurde die Chance vertan, eine interessante neue Figur einzuführen, sondern es fehlen auch sonst coole Charaktere wie beispielsweise die Pilotin Trudy Chacon in Teil 1. Die die sechsköpfige Sully-Family muss sich die Screentime teilen, was verhindert, dass es einen dezidierten Protagonisten / eine Protagonistin gibt. Überhaupt werden Jake und Neytiri schon fast zu Nebenfiguren degradiert. Die Kinder haben ihre Persönlichkeiten, heben sich dadurch zwar voneinander ab, (ver)schwimmen aber im wahrsten Sinne des Wortes stets irgendwie in der Familiengruppe.

Die Story ist für die Länge des Films viel zu dünn und durchsichtig wie das Wasser, in dem der Film hauptsächlich stattfindet. Das visuelle Feuerwerk bügelt über einige Sprünge und Ungereimtheiten konsequent drüber. Die innere Logik weißt auch einige Untiefen auf: War noch in Teil 1 der für die Menschen kostbare Rohstoff Unobtainium das große Ding der Begierde, was es sogar gerechtfertigt hat, dem gewaltigen Heimatbaum der Omatikaya erbarmungslos niederzubomben und unzählige Na’vi zu töten, ist von dem ach so bedeutsamen Metall in Teil 2 überhaupt keine Rede mehr. Wäre es nicht logisch gewesen, dass sich die Menschen, wenn sie schon nach Pandora zurückkehren, sich jetzt das mühsam freigekämpfte Gebiet unter den Nagel reißen? Aber es gibt Ersatz für das Edelmetall, welches einem brutalen Walfang gleich eingesammelt wird. Gesellschaftlich wichtige Themen wie Umweltschutz, Ausbeutung der Natur und Unterdrückung indigener Völker werden zwar hart und klar thematisiert, allerdings erfolgt keinerlei klare Einordnung als moralisch verwerflich mit ebenso klaren Konsequenzen daraus.

Letztendlich fühlt sich vieles inhaltlich als „schon mal gesehen“ an, eine reichliche Neuverwertung von Storyelementen aus Teil 1. Teil 2 hat es für mich zu keinem Zeitpunkt geschafft, wirklich Spannung aufzubauen. In der Storygestaltung fehlt mir deutlich der Mut zu Neuem, Komplexität und Überraschungen.

 Bild: © 2022 20th Century Studios. All Rights Reserved

Fazit

Avatar: The Way of Water ist ein visuell grandioses Werk und knüpft an die Geschehnisse von Avatar: Aufbruch nach Pandora aus dem Jahr 2009 an. Der Film überzeugt mit fantastischen Bildern, welche in gut über drei Stunden Filmlänge den Zuschauer*innen präsentiert werden. Eben jenes Bild- und Effektfeuerwerk übertüncht die überwiegend schwache Story, die keine echte Innovation bietet und es nicht schafft, Spannung aufzubauen. Gesellschaftskritische Themen werden aufgegriffen, bleiben aber ohne Einordnung stehen. Die Wahl des Antagonisten ist eine Enttäuschung. Die sechsköpfige Sully-Family teilt sich mühsam die Rolle des einen Protagonisten, was nur mehr schlecht als recht gelingt. Interessante neue Charaktere können nicht etabliert werden.

Alles in allem ist Avatar: The Way of Water zwar sehenswert (auch und vor allem im Kino) und hat visuell perfekt abgeliefert. Bezüglich der Story blieb der Film jedoch deutlich hinter meinen Ewartungen zurück. Es bleibt nur inständig zu hoffen, dass die weiteren geplanten Avatar-Filme hier mehr Mut zu etwas Neuem wagen.

Wie hat euch Avatar: The Way of Water gefallen? Sagt es mir gern in den Kommentaren 🙂

Hier habe ich mir übrigens mal die Mission-Impossible-Filmreihe vorgenommen, bei der ich einen klaren Favoriten habe. Auch über die Stirb-Langsam-Filmreihe habe ich hier berichtet.

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