Mission Impossible – Filmreihe: sehenswert oder unmöglich?

Es ist mal wieder Zeit, dass ich mir eine Filmreihe vornehme. Nachdem ich mir Weihnachten 2020/2021 „Stirb Langsam“ zu Gemüte geführt habe, ist jetzt „Mission: Impossible“ dran, auch, weil der Netflix-Algorythmus mir die Teile nach und nach beharrlich in die Vorschläge spült. Die unmöglichen Missionen haben ihren Anfang Mitte der 90er und reichen damit nicht ganz so weit zurück wie „Stirb Langsam“. Dennoch schafft es die Filmreihe auf stolze sechs Teile und zwei weitere befinden sich in Planung. Kann sie begeistern oder ist sie entgegen ihrem Titel doch unmöglich? Ich jedenfalls habe einen klaren Favorit und eindeutigen Verlierer in der Reihe.

Mission: Impossible

1996 erleben wir erstmals Ethan Hunt (Tom Cruise) als Teil der Spezialeinheit IMF (Impossible Missions Force) in Aktion. Ruht in den späteren Filmen das volle Rampenlicht auf Hunt, ist er hier zunächst nur einer unter Gleichen in einem erfreulich gemischtem Team, welches einen Coup um eine Non-Official-Cover-Liste der CIA vereiteln soll. Doch es geht katastrophal schief und Hunt muss feststellen, dass ein Maulwurf innerhalb der CIA allen das Leben schwer macht und nun sogar Hunt als eben jener dasteht. Das kann und will er nicht auf sich beruhen lassen, versammelt ein kleines Team, um selbst den Verräter / die Verräterin zu enttarnen. Dafür brauchen sie die echte NOC-Liste, nur die ist im CIA-Hauptquartier in Langley sicher verwahrt. Da ranzukommen ist unmöglich …

Der Film wirkt aus heutiger Sicht weniger angestaubt und ungelenkt, als ich erwartet hatte. Die Figur Ethan Hunt rückt durch die Handlung gefühlt unfreiwillig in die Hauptrolle, was irgendwie angenehm ist. Die geradlinig beginnende Story verschraubt sich zunehmend um die Maulwurf-Thematik, was phasenweise der Handlung etwas zu viel Tempo raubt. Richtig spannend und ikonisch geworden ist die Einbruchszene im CIA-Hauptquartier. Die Inszenierung ist rund herum gelungen. Hier gibt es atemlose Spannung, während Hunt mit Schweiß auf der Stirn Computertechnik bedient, die heute wie aus der Steinzeit entsprungen aussieht. Wohl dosiert wird das Stilmittel der Gesichtsmasken eingesetzt, welches damals innovativ war und Verblüffung erzeugt hat. Heute war ich wenig überrascht davon, dennoch angetan, da es an den genau richtigen Stellen eingebaut worden ist. M:i-1 balanciert zwischen Actionfilm und Thriller, geht dabei einen schmalen Grad, schafft es aber. Mit der toughen Waffenhändlerin Max (Vanessa Redgrave) gibt es eine tolle Frauenfigur (wobei sich Hunt und Max in der Autoszene für meinen Geschmack viel zu sehr mit breitem Lächeln bewerfen) und Ving Rhames als Luther sichert sich einen Stammplatz in der Filmreihe, was er damals sicher noch nicht erahnt hat. Das markante Mission-Impossible-Theme hat hier seinen Ursprung und ist bis heute wohlbekannt. Der Film hat mich insgesamt gut unterhalten, einige inhaltliche Längen waren zu verschmerzen. Die Actionszenen tragen die klare Handschrift der 90er Jahre, ist aber dennoch völlig in Ordnung und mitreißend.

Mission: Impossible II

2000, also mit vier Jahren Abstand zu Teil 1, kam der zweite Mission-Impossible-Film in die Kinos. Nun steht Ethan Hunt ganz klar als Hauptfigur im Vordergrund, was soweit noch stimmig ist, denn er hat sich ja im Rahmen von Teil 1 klar als Spitzenagent positioniert. Wieder geht es natürlich um eine potenziell unmögliche Mission, und das erwartet man ja schließlich als Zuschauer*in auch, aber ich war ehrlich gesagt leicht geschockt, was aus dem Tenor des ersten Teiles geworden ist. Das Stilmittel der Gesichtsmasken wird hoffnungslos übertrieben und nutzt sich extrem schnell ab. Hatte es beim Vorgänger noch den Bonus, neu und innovativ zu sein, langweilt es hier vor allem wegen des häufigen Einsatzes schnell. Während die geradlinige Story diesmal einfach gestrickt bleibt und zu erwartende Steigerungen beinhaltet, empfinde ich insbesonders zwei Aspekte des Films als katastrophal.

Einer davon ist die dargebotene Action. Kam M:i-1 noch als smarter Action-Thriller daher, lag offenbar beim zweiten Teil das dringende Bedürfnis vor, die Action doppelt und dreifach überbieten zu müssen. Nicht nur häufen sich die rasanten, wilden Szenen in schwerwiegender Länge, sondern verwenden auch noch eine fast peinliche Inszenierung der Figur Ethan Hunt, die sie zum tumpen Actionhero degradiert. Zur Erinnerung: Wir befinden uns Ende der 90er, die Blütezeit des Actionkinos, und man schießt (wortwörtlich) völlig über das gesunde Maß hinaus. Die Handlung scheint nur die überbordendenen Actionszenen verbinden zu sollen.

Zweiter massiver Kritikpunkt ist die Rolle der Frau. Ja, der Frau, es gibt nur eine mit einer nennenswerten Rolle. Thandie Newton verkörpert Nyah, eine eigentlich meisterliche Diebin, die von Hunt jedoch mühelos im Rahmen seiner Rekrutierung wie eine Amateurin vorgeführt wird. Nyah hat natürlich nichts anderes im Sinn, als von Sekunde 1 an mit ihren Reizen zu spielen und sich Hunt an den Hals zu werfen. Zwischen den beiden funkt es dann auch, ab in die Kiste, denn schließlich wird eine persönliche Bindung zwischen den beiden Figuren gebraucht. Das war reichlich flott und platt, aber nun gut. Dann erfährt Hunt, dass Nyah die einstige Freundin des amtierenden Bösewichts Sean Ambrose war und soll sich ihm wieder anbiedern. Genau für diese und nur diese Rolle wird sie gebraucht. Zur Erinnerung: Sie war doch eine Meisterdiebin, immerhin darf Hunt das sogar missmutig feststellen. Es kommt dann aber die ätzenste Aussage, die ich seit langem gehört habe: … (Hunt): „Nein. Sie ist auf sowas gar nicht trainiert.“ (Commander Swanbeck): „Mit einem Mann ins Bett zu gehen und ihn zu belügen? Sie ist eine Frau, das braucht sie gar nicht zu trainieren.“ Geht es bitte noch sexistischer und abschätziger? Das kam recht früh im Film und dieses tiefe Niveau wird konsequent gehalten. Nyah soll sexy hier und sexy da wirken, ihre einzige Hauptfunktion ist gut auszusehen und zu verführen. Gelegentlich verirrt sie sich in die echte Handlung, reagiert nur, agiert nicht und überlässt Ethan und den anderen tapferen Männern, nicht nur die Welt zu retten, sondern später auch sie selbst. Mehr als völlig verzweifelt, schwach und hilflos melodramatisch an einer Klippe zu stehen (ich will nicht zu viel verraten) darf sie im Showdown nicht.

M:i-2 ist überragend schwach und fand ich furchtbar. Die Handlung ist banal, im Fokus stehen völlig übertriebene Actionszenen mit an Peinlichkeit grenzender Actionhero-Inszenierung. Die einzige Frauenrolle ist eine Sexy Lantern – viel mehr falsch machen kann man nicht mehr. Diese Mission war nicht impossible, sie war impudence.

Mission: Impossible III

Im Jahr 2006 wurde der dritte Teil der Filmreihe veröffentlicht. Stur wird einfach durchnummeriert, was aber, da es sich ja wortwörtlich um Missionen handelt, gar nicht so schlecht wirkt. Die Nummerierung wird nicht bleiben, aber ich greife vor. Mit M:i-2 lag die Messlatte angenehm niedrig. Hier drüberzukommen ist wirklich nicht schwer. Ist es dennoch gelungen?

Schon der Einstieg macht sofort deutlich, dass hier das Ruder herumgerissen wurde. Mit einer hochdramatischen Prologszene startet man in die neue Story. Hunt startet hier mit einer Verlobten, was viel besser ist, als sich auf die Schnelle im Film jemand anlachen zu müssen, damit das später als Dramatikstellschraube eingestetzt werden kann. Es macht Hunt als Person zudem deutlich sympathischer. Was folgt ist eine spannende Handlung, die aussreichend komplex ist, um interessant zu sein, verzettelt sich aber nicht wie in Teil 1. Einsätze gelingen auch mal und als Zuschauer*in kann man sich an der Raffinesse erfreuen, mit dem Hunt und sein gut gemischtes Team vorgeht. Aber völlig rund darf es ja nicht laufen und es wird nicht versäumt, schon bald gehörig Druck auf Hunt aufzubauen (ja, natürlich nicht nur aber auch mittels seiner Angetrauten, aber auch wenn das offensichtlich war, wirkt es sehr gut). Als Widersacher bemerkenswert gut war die Darstellung von Philip Seymour Hoffmann, der mit seiner ruhigen, kaltblütigen Präsenz mir einen Schauer über den Rücken gejagt hat. Erstmals in Erscheinung tritt auch Simon Pegg alias Benji, eine gelungene Figur mit passendem Darsteller, die uns noch in weiteren Teilen begegnen wird. Actionszenen gibt es genügend, aber nun hat man sich von der Überladung aus Teil 2 lösen können und macht hier echte Punktlandungen in Sachen Dramatik, Härte und Spekakulärität.

Teil 3 war eine echte erleichernde Entschädigung nach dem Debakel von Teil 2, den man übrigends nicht gesehen haben muss, um die Handlung zu verstehen. Teil 1 ist sicherlich empfehlenswert als Einstieg in die Thematik, aber dann kann man ruhigt gleich mit Teil 3 weitermachen …

Mission: Impossible – Phantom Protokoll

Bei Teil 4 im Jahr 2011 verabschiedet man sich von der Durchnummerierung und verwendet erstmals einen Textzusatz, der auf den Inhalt schließen lässt. Im Original heißt es „Ghost Protocol“, warum hier zu Phantom gewechselt wurde, erschließt sich mir nicht ganz, spielt aber letztendlich keine Rolle. Den kreativen Köpfen hinter der Filmreihe war klar, dass es nun inhaltlich etwas anderes sein darf und so wird Hunt und sein Team (Benji ist nun im Außeneinsatz tätig und bekommt somit mehr Screentime) vom Jäger zum Gejagten. Sie müssen sowohl ihre Unschuld hinsichtlich eines Anschlags beweisen, als auch natürlich mal wieder die Welt retten, diesmal vor einem Atomkrieg. Diese Bedrohung wirkt etwas einfallslos und aus der Zeit gefallen, hat aber den benötigten globalen Umfang. Obwohl Mikael Nyqvist als aktueller Schurke wirklich gut ist, vermisse ich sehnlichst Philip Seymour Hoffmann, der es wie keiner bisher geschafft hat, wirklich Angst und Respekt zu erzeugen. Dennoch läuft M:i-4 gut durch, es gibt keine Patzer hinsichtlich der inszenierten Actionszenen, Gesichtsmaken-Overkill oder ätzende Aussagen. Dass Hunt & Co. nun zunächst fallen gelassen werden, ist eine angenehme Neuerung und interessanter Perspektivenwechsel. M:i-4 weiß zwar nicht wirklich zu packen und zu begeistern, unterhält aber gut, um nicht die ca. 2 Stunden Spielzeit später zu bereuen.

Mission: Impossible – Rogue Nation

Beinahe zwanzigjähriges Jubiläum feiert die Filmreihe 2015, als der fünfte Teil Mission: Impossible – Rogue Nation erscheint. Neben bekannten Gesichtern kommt Rebecca Ferguson alias Agentin Ilsa Faust hinzu. Der Filmbeginn wirft die Zuschauerschaft mitten in einen Einsatz des Teams um Ethan Hunt und schon in den ersten Minuten wird klar, dass Simon Pegg alias Benji mit seinem trockenen Humor die volle Zeit die Handlung begleiten wird. Das ist zwar einerseits recht kurzweilig und locker, andererseits war es mir dann doch oft nicht dramatisch genug und insgesamt zu „cheesy“. Das „Syndikat“ als plötzlichen Erzfeind des IMF aus dem Hut zu zaubern fand ich befremdlich, Sean Harris als Schurke Solomone Lane hat mich überhaupt nicht erreicht oder gar beeindruckt. Das Stilmittel des leisen heißeren Sprechens wirkt für mich nicht (wer sehen will wie das geht: Marlon Brando als „Der Pate“). Auch in seinem gesamten Erscheinen kaufe ich ihm weder Skrupellosigkeit noch Kaltblütigkeit ab. Parallel dazu taucht der CIA-Chef auch zunächst als Gegner des IMF auf, weswegen ich mir aber auch keine Sorge um den guten Ethan Hunt und sein Team gemacht habe. Tom Cruise, mittlerweile Anfang Fünfzig, präsentiert sich stolz körperlich in Bestform, hinsichtlich seiner Darstellung von Ethan Hunt finde ich ihn müde und lustlos im Vergleich zu den Vorgängerfilmen. Er arbeitet Szene für Szene ab, echt packt es weder ihn noch mich. Die Story läuft abgesehen von diesem „Syndikat“ und dessen blassem Oberhaupt gut durch, bietet Action im richtigen Maß sowie passende Wendungen. Richtige Hochspannung und Unklarheit über Erfolg oder Misserfolg bis zum Schluss bleibt aus. M:i-5 bleibt somit für mich ein eher seichtes Erlebnis.

Mission: Impossible – Fallout

Der sechste Teil der Filmreihe erschien 2018 und knüpft inhaltlich bzw. hinsichtlich einiger Personen an Rogue Nation an. Das fand ich ganz gut, da es das Gefühl verstärkt, eine Filmreihe zu sehen, nicht eine Filmesammlung vom selben Thema. So taucht wieder Solomon Lane als Schurke auf. Hier gefällt mir die Darbietung von Sean Harris deutlich besser. Lane bleibt unberechenbarer und wirkt mit seinem Vorhaben unterschwellig bedrohlich. Es gibt gute, klevere Überraschungsmomente hinsichtlich der Gesichtsmasken. Die Figur Ilsa Faust taucht wieder auf, was ich ebenfalls gut fand, und die Story lässt sie zwischen den Fronten tanzen. In Hunts Team kommt mir Luther Strickel (Vin Rhames) weiterhin deutlich zu kurz, während Benji (Simon Pegg) jetzt auflockernde Gags und Sprüche on point liefert. Etwas müde ist die Idee der Atombomenbedrohung, die wenig innovativ daherkommt. Hunts Ex-Frau Julia taucht auch nochmal auf, immerhin eine schöne Begegnung, sie dient aber nur, die Dramatik des Schlussaktes künstlich in die Höhe zu pressen. Die Bombe soll hochgehen, sowohl Millionen annonyme Menschen sind in Gefahr, aber auch treue Kolleg*innen und die geschätzte Ex-Frau – ja, verstanden, es geht um alles. Wieder läuft ein Timer melodramatisch hinunter und man weiß doch jetzt schon, dass sich das Finale wortwörtlich bis zur letzten Sekunde hinziehen wird. Hunt bekommt hier noch einen Hubschrauberluftkampf, der dann in einen Faustkampf auf einer Klippe mündet, um tolle Bilder zu liefern. Fallout reiht sich für mich unspektakulär mit dem Status „Popkornkino“ in die Filmreihe ein. Man kann den Streifen einfach konsumieren, sich berieseln lassen und wird ausreichend gut unterhalten.

Fazit

Die Mission: Impossible-Filmreihe besteht derzeit aus sechs Filmen, zwei weitere befinden sich in Planung. Mit dem ersten Teil wird der Plot um Hauptfigur Ethan Hunt (Tom Cruise) eröffnet, die Dank des Erfolges schnell in den Mittelpunkt sämtlicher Handlungen rückt. Teil Eins punktet mit frischem Setting, tollen Bildern, Gesichtsmaskenüberraschungsmomenten und ikonischer Filmmusik. Da liegt die Messlatte natürlich hoch und wird von den folgenden Teilen nicht mehr erreicht oder gar übertroffen. Prompt legt auch für mein Empfinden Teil Zwei den unteren Rand der Qualitätsskala fest und ist für mich der schwächste Film in der Reihe. Teil Drei entschädigt für dieses Tief deutlich und mein persönliches Highlight. Hier stimmen Dramatik, Engagement der Darstellung und die Story. Die Teile Vier, Fünf und Sechs kämpfen mit der Herausforderung, immer etwas Neues bieten zu müssen. Sie können sich dabei gut über Wasser halten, liefern aber nichts Großartiges mehr ab. Gravierende Schnitzer wie Teil Zwei gibt es zum Glück nicht mehr.

Lohnt sich die Filmreihe also? Bedingt, würde ich sagen. Am Stück bzw. chronologisch muss sie nicht geschaut werden, da sie inhaltlich nicht derart miteinander verstrickt ist. Als Watchparty würde ich Teil Eins, Drei und Vier zum Ansehen empfehlen, Fünf und Sechs optional. Ich bin durchaus gespannt, was die Teile Sieben und Acht liefern werden. Mit dieser Planung wäre es möglich, eine filmübergreifende Story zu liefern, was als Neuerung der Filmreihe gut tun würde. Ob sich das Mission: Impossible-Model aber vielleicht doch schon abgenutzt hat, bleibt abzuwarten.

Wie findet ihr die Mission: Impossible-Filme? Was sind hier eure Highlights/Lowlights? Sagt es mir gern in den Kommentaren 🙂

2 Gedanken zu “Mission Impossible – Filmreihe: sehenswert oder unmöglich?

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